Wie der Wald unser Immunsystem stärkt

Ein Waldaufenthalt tut uns gut und gibt uns Kraft – das spüren wir intuitiv. Seit 2012 wird in Japan – und mittlerweile auch in vielen anderen Ländern der Welt – daran geforscht, woher dieses gute Gefühl kommt und was es damit auf sich hat. Waldbaden hat viele gesundheitlich-präventive Vorteile. In diesem Blogbeitrag werfe ich einen Blick auf das sogenannte „heilsame Trio“ des Waldes.

Den Begriff „heilsames Trio“ hat Clemens G. Arvay geprägt, der mit seinem Buch „Der Biophilia-Effekt: Heilung aus dem Wald“ 2016 das erste deutsche Buch über Waldmedizin auf den Markt brachte. Darin beleuchtet er zahlreiche positive Effekte – nicht nur auf unseren Körper, sondern auch auf Geist und Seele. In diesem Beitrag werde ich mich zunächst auf die wichtigsten Auswirkungen auf unseren Körper konzentrieren, nämlich die des heilsamen Trios. Hierzu zählen die Terpene, die Anionen und die Mikroben. Mit all diesen Stoffen kommen wir bei einem Waldaufenthalt in Berührung – bei meinen Waldbaden-Kursen tun wir dies bewusst, indem wir uns zum Beispiel bei einer Atemübung vorstellen, wie wir Terpene und Anionen mit jeder Einatmung aufnehmen.

„Waldluft ist Medizin zum Einatmen“ schreibt Jörg Meier in seinem Buch „Im Wald baden“. Aber woher kommt eigentlich diese gesundheitsfördernde Wirkung der Waldatmosphäre? Pflanzen und Bäume kommunizieren miteinander. Über Duftstoffe, sogenannte Phytonzide oder Terpene tauschen sie Informationen aus und warnen sich damit gegenseitig vor Fressfeinden oder bilden selbst Abwehrstoffe zum Schutz. Bei besonders warmem Wetter stoßen vor allem Nadelbäume Terpene aus, um sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Dies zeigt sich durch einen blauen Schimmer, der an warmen Sommertagen oft zwischen den Bäumen zu sehen ist. Terpene sind mit fast 40.000 Vertretern die größte Gruppe der sekundären Pflanzenstoffen. Sie sind auch in ätherischen Ölen zu finden und der Stoff, der dafür sorgt, dass der Wald so angenehm riecht. Beim Waldbaden kommen wir Menschen mit den Terpenen in Kontakt. Unser Immunsystem reagiert – ähnlich wie das der Bäume – mit einer Steigerung der Abwehrkräfte.

Die Luftfeuchtigkeit ist in Wäldern in der Regel deutlich höher als in Städten – gerade nach einem Regenschauer können wir im Wald richtig durchatmen, die feuchte Luft und ihre erfrischende Wirkung sofort wahrnehmen. Anionen, die den zweiten Teil des heilsamen Trios ausmachen, kommen vor allem in Gegenden mit einer hohen Luftfeuchtigkeit vor, zum Beispiel am Meer, in der Nähe von Wasserfällen – oder eben in unseren heimischen Wäldern. Bei einem Regenschauer entstehen sie durch die Reibung der Regentropfen an den Blättern, wenn der Regen durch das Blätterdach des Waldes fällt. 

Dabei laden sich die mit dem Wasser transportierten Sauerstoffteilchen elektrisch auf. Durch das Blätterdach des Waldes werden sie im Wald gehalten und befinden sich noch lange nach dem letzten Regenschauer im Wald. Beim Waldbaden nehmen wir diese vitalisierenden Elemente mit jedem Atemzug auf. Dabei aktivieren sie die Flimmerhärchen in unseren Atemwegsorganen und sorgen so dafür, dass Fremdstoffe wie Feinstaub- und Rußpartikel aber auch Umweltgifte und Pollen gelöst und mit der Ausatmung abgestoßen werden. Wir können wieder voll durchatmen..

Während die ersten beiden Teile des heilsamen Trios sich vor allem in der Luft befinden, finden wir den dritten Teil, die Mikroben, im Ökosystem Boden. Heruntergebrochen sind Mikroben Bodenbakterien, die vor allem in gesunden, humusartigen Waldböden zu finden sind. Das bekannteste ist das sogenannte Mykobakterium vaccae, ein pilzartiges Bakterium, das auch das “Biophilia-Bakterium” genannt wird. Regelmäßiger Kontakt mit Bodenbakterien stimuliert die Bildung von Antikörpern und stärkt so unser Immunsystem. Weitere gesundheitsfördernde Mikroben sind nicht nur im Boden, sondern auch auf Blättern, Moosen, Pilzen und an der Rinde von Bäumen zu finden. Wenn wir uns im Wald aufhalten, kommen wir mit diesen Mikroben in Kontakt, atmen sie zum Beispiel ein oder berühren sie mit unseren Händen und führen sie anschließend unbemerkt unserem Organismus zu.

Neben den positiven Effekten auf unser Immunsystem, wirkt sich ein Waldbad unter anderem auch auf unser Nervensystem oder unser Herz-Kreislauf-System aus. Hierüber werdet ihr in kommenden Beiträgen noch mehr erfahren.

Quellen